Die Stifterin Jeanne Lovioz-Buffe
1889–1989

Unsere Stifterin Jeanne Lovioz geborene Buffe ist geboren in Vallorbe (Kanton Waadt) am 25. März 1889. Ihre Eltern waren Paul Constant Buffe und Jeanne-Marie geborene Cavin. 1920 heiratete sie den 1891 geborenen Arthur Fernand Lovioz. Arthur Lovioz war Direktor beim Schweizerischen Bankverein und war dort, vor allem auch während des Zweiten Weltkrieges, in der Vermögensverwaltung und Betreuung wichtiger Kundenbeziehungen tätig. Da er sich besondere Verdienste um das Fürstenhaus erworben hatte, wurde ihm nach dem Krieg der Titel eines Barons des Fürstentums Liechtenstein verliehen. Daneben war er auch in seinen persönlichen Belangen erfolgreich. Jedenfalls hinterliess er, als er 1952 etwa 61jährig verstarb, seiner Frau ein substantielles Vermögen, das ihr für die verbleibenden 37 Jahre, die sie noch vor sich hatte, ein sorgenfreies Leben erlaubte.

Jeanne Lovioz war eine attraktive, lebenslustige Frau. Sie hatte eine grosszügige Hand, wo es galt zu helfen: Während und nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sie sich für vom Krieg betroffene Kinder ein, die sie, unterstützt von ihrem Mann und weiteren Helfern und Helferinnen, in Ferienlagern im Jura beherbergte und sich von den Nöten des Kriegs erholen liess. Aus noch vorhandenen Fotografien ist zu schliessen, dass es sich um eine sehr umfangreiche und auch fortgesetzte philanthropische Aktion gehandelt haben muss, die auch von Aktionen zur Beschaffung von Finanzmitteln begleitet war. Es fehlen aber dokumentarische Unterlagen zur Organisation, zum Umfang und zur Dauer dieser Tätigkeit. Jeanne Lovioz wurde nach dem Krieg von der Französischen Republik mit dem Ritterkreuz der Ehrenlegion ausgezeichnet, was darauf hinweist, dass ihr Einsatz für die Kinder aus Frankreich als bedeutende karitative Tätigkeit angesehen wurde.

Ein weiteres karitatives Interesse galt der Natur und den Tieren. So schenkte sie 1969 dem Zoologischen Garten Basel ihre grosse Liegenschaft in Binningen mit einem Umschwung von ca. 3'500 m2, schon damals im Wert von mehr als einer Million Franken, eine Schenkung, die dann als "Jeanne und Arthur Lovioz-Fonds" weiterbestand. Als sie verwitwet war und älter wurde, ging diese Liebe zuweilen so weit, dass sie mehrere ausgesetzte Hunde zu sich in ihr Haus aufnahm und bei sich beherbergte. Nach dem Tode ihres Gatten war sie ganz in den Jura nach Saignelégier gezogen, wo sie 1963 auch das Bürgerrecht erwarb.

Die seit 1941 mit ihr befreundeten Ehegatten Viktor und Elisabeth Umbricht, die in Saignelégier in der Nachbarschaft von Jeanne Lovioz ein Chalet besassen, wurden in jenen Jahren zunehmend zu ihren Bezugspersonen, die ihr mit Rat und Tat behilflich waren, insbesondere persönliche Angelegenheiten zu ordnen und auch dafür zu sorgen, dass ihr Vermögen die richtige Verwaltung erfuhr. 1975 entschloss sie sich, für ihr Vermögen nach ihrem Ableben die nötigen Dispositionen zu treffen. Sie beauftragte Dr. Umbricht als ihren Bevollmächtigten für sie in Basel eine gemeinnützige Stiftung zu errichten und diese mit einem vorerst kleinen Kapital auszustatten. Gleichzeitig errichtete sie ein eigenhändiges Testament, in dem sie ihren gesamten Nachlass dieser Stiftung zuwendete. Etwa 1975 war Jeanne Lovioz definitiv ins Tessin gezogen, wo sie für ihre eigenen bescheidenen persönlichen Bedürfnisse ein Haus an der Via del Tiglio in Locarno-Monti bewohnte, bis sie auch diesen Wohnsitz mit dem Pflegeheim der Fondazione Varini in Orselina vertauschte.

Da sie zunehmend an altersbedingten Gebrechen zu leiden begann, wurde im Herbst 1978 Dr. Umbricht auf ihren Wunsch zu ihrem Vormund bestellt.

Dem Stiftungsrat der 1975 gegründeten Fondation de bienfaisance Jeanne Lovioz gehörte zunächst Dr. Viktor Umbricht an.

Dr. Dr. h.c. mult. Viktor Umbricht (1915–1988) ist in den Annalen der Schweizerischen Diplomatie, der Bundesverwaltung und der Basler pharmazeutischen Industrie als bedeutende Persönlichkeit verzeichnet. Er trat 1941 ins eidgenössische politische Departement ein, für das er bis 1953 als Diplomat in Ankara, London und Washington tätig war. Von 1953 bis 1957 war er in Washington als stellvertretender Direktor der Weltbank für Europa, Afrika und Australasien zuständig. 1957 kehrte er in die Schweiz zurück und war bis 1960 Direktor der eidgenössischen Finanzverwaltung. Im selben Jahr wechselte er in die Privatwirtschaft und trat in die Ciba AG ein. Kurzfristig war er 1960/61 als UNO-Finanzberater im Kongo aktiv, wo er die Zentralbank mitbegründete. 1962 ging er in die USA und leitete bis 1965 die dortige Ciba-Niederlassung. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz war er bis 1985 Mitglied und Delegierter des Verwaltungsrates der Ciba Geigy AG. Diese stellte ihn dann für internationale humanitäre Aufgaben frei. Von 1968 bis 1976 amtierte er als Präsident des Mekong-Rates, der Organisation für die wirtschaftliche Entwicklung des Mekong-Gebietes. Von 1972 bis 1973 leitete er die UNO-Organisation für Hungersnotbekämpfung und Wiederaufbau in Bangladesch. In den Jahren 1970 bis 1979 war Viktor Umbricht Mitglied und Vizepräsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz. Ausserdem wurden unter seiner Führung von 1977 bis 1979 IKRK-Missionen in Nicaragua, Guatemala und Mexiko durchgeführt. Mit dem Mandat der Weltbank und dem Entwicklungsprogramm der Vereinigten Nationen war er von 1977 bis 1984 in Ostafrika Mediator im Rang eines UNO-Untergeneralsekretärs, nachdem Kenia, Tansania und Uganda die ostafrikanische Gemeinschaft abrupt aufgelöst hatten und sich ein Konflikt zwischen diesen Ländern ergeben hatte. Das 1984 erreichte Entflechtungsabkommen war weitgehend Frucht des Einsatzes von Viktor Umbricht. Er fiel dort einmal in die Hände einer aufständischen Kriegertruppe, die ihn auf der Stelle erschiessen wollte. Es gelang ihm, sie mit der Geschichte über den Tod des Sokrates hinzuhalten und einen Stimmungsumschwung zu seinen Gunsten zu bewirken, sodass sie ihn laufen liessen. Viktor Umbricht war Ehrendoktor der Universitäten Basel und Zürich und Träger der Grotius-Medaille der Haager Akademie für Völkerrecht.

Für die Stiftung war es ein herber Verlust, dass er vor der Stifterin verstarb, sodass es ihm nicht möglich war, nach deren Tod die Aufnahme der eigentlichen Stiftungsaktivität aufgrund seiner Erfahrung und seines weiten Horizontes zu prägen.

Jeanne Lovioz verbrachte ihre letzten Lebensjahre in einem Pflegeheim in Locarno, wo sie vor allem von Frau Elisabeth Umbricht persönliche Betreuung und Zuwendung erfuhr. Dr. Bernhard Christ übernahm 1988 in Nachfolge von Dr. Umbricht die Vormundschaft und trat gleichzeitig mit Elisabeth Umbricht-Frésard dem Stiftungsrat der Stiftung bei.

Jeanne Lovioz verstarb am 22. April 1989, vier Wochen nach ihrem 100. Geburtstag im Alterspflegheim der Fondazione Varini in Orselina (Locarno).

Mit ihrem Ableben ging ihr Vermögen an die 1975 errichtete Fondation de bienfaisance Jeanne Lovioz als Universalerbin. Den verbliebenen Grundbesitz der Stifterin in Locarno verkaufte die Stiftung nach der erfolgten Abwicklung des Nachlasses.

Die Stifterin wurde nach dem Krieg für ihre Verdienste um die französischen Kinder mit dem Ritterorden der Ehrenlegion ausgezeichnet.

Festliche Bewirtung von Kindern

Die Stifterin mitten im Ferienbetrieb

Im Gespräch mit einem ihrer Schützlinge